Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen in Deutschland. Hauptsymptome dieser Erkrankung sind unruhige Beine (selten auch der Arme), Bewegungsdrang, Schlafstörungen und Tagesmüdigkeit. Ursächlich liegt ein Mangel an Dopamin im zentralen Nervensystem (Gehirn) vor. Es handelt sich um eine organische Erkrankung und nicht, wie früher angenommen, um eine psychische Störung.

Symptome

Im Jahre 1685 wurde das Krankheitsbild erstmalig vom englischen Arzt Dr. Thomas Willis, ein Begründer der Anatomie des Nervensystems, beschrieben. Inzwischen geht man davon aus, dass etwa 5 – 10 % der europäischen Bevölkerung unter Restless Legs erkrankt ist. Die Krankheit und ihre Symptomatik nehmen mit steigendem Alter zu. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer und ältere Menschen erkranken häufiger als jüngere. Beim RLS ohne organische Ursache scheint eine genetische Komponente mit hineinzuspielen.

Viele Betroffene mit Restless Legs berichten über Schmerzen, Kribbeln, Pochen und anderen unangenehmen Empfindungen in den Beinen und gelegentlich auch in den Armen. Diese Missempfindungen bessern sich sofort, wenn der Patient sich bewegt, also rastlos („restless“) seine Beine streckt oder beugt. Bei vier von fünf Patienten treten diese Beinbewegungen als unwillkürliche, periodische Bewegungen auf, meist als Streckung des großen Zehs und Beugung von Sprung-, Knie- und Hüftgelenk.

Ursachen

Hormonelle Umstellungen wie bei einer Schwangerschaft (meist im letzten Drittel) oder die Einnahme von Medikamenten (z. B. Antidepressiva oder Antihistaminika) sowie Koffein können ein RLS verursachen. Weiterhin kann ein RLS nach Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose (MS), rheumatoider Arthritis, Diabetes, Zöliakie, Polyneuropathie oder chronischem Nierenversagen auftreten. Auch Schlafmangel und Alkohol kann ein RLS triggern. Behandelt man diese chronischen Krankheiten, verringern sich gleichzeitig auch die RLS-Symptome.

Eine weitere mögliche Ursache des RLS ist Eisenmangelanämie. Fehlt Eisen, entsteht zu wenig Dopamin. Bereits bei einem Ferritin-Wert im unteren Normbereich können RLS-Beschwerden auftreten. Daher sollten RLS-Betroffene regelmäßig ihren Eisenspeicher überprüfen und im Falle eines Mangels entsprechend auffüllen lassen. Dabei hilft eine ausreichende Zufuhr von Eisen über die Nahrung. Sollte dies nicht genügen, macht die Verabreichung einer Eisen-infusion Sinn. Der Ferritinwert sollte über 50 ng/ml liegen.

Schulmedizinisch gesehen ist noch ungeklärt, wie die RLS-Erkrankung entsteht. Man vermutet eine Übertragungsstörung von Nervensignalen vom Gehirn zu den Beinen. Die Beteiligung des Neurotransmitters Dopamin scheint vielversprechend zu sein, da Medikamente mit diesem Wirkstoff die Beschwerden lindern können. Dopamin ist ein Botenstoff der Nervenzellen, der u. a. für eine gute und richtige Muskelaktivität und eine koordinierte Bewegung zuständig ist.

Diagnose

Derzeit existiert noch kein medizinischer Test, um ein RLS eindeutig zu bestimmen. Im Vorfeld der Untersuchung sollte deshalb immer ein Anamnesegespräch mit dem Arzt stattfinden.

Über nachstehende Kriterien lässt sich ein RLS-Syndrom mit großer Wahrscheinlichkeit vermuten:

  • Missempfindungen wie Jucken, Ziehen oder Kribbeln in Beinen oder Armen bei Ruhe- und Entspannungssituationen
  • Ständiger Bewegungsdrang zum Aufstehen oder Gehen, wenn diese Missempfindungen auftreten
  • Keine oder kaum Beschwerden, solange man tagsüber in Bewegung ist
  • Zunahme der Beschwerden in der Nacht oder abends
  • Ein- oder Durchschlafstörungen
  • Tagsüber Müdigkeit, Erschöpfung oder Abgeschlagenheit
  • Genetische Veranlagung

Ganzheitliche Behandlungsmöglichkeiten / Therapie

Bei der RLS-Therapie reicht es nicht nur aus, Dopamin als Wirkstoff zu verabreichen. Vielmehr gilt es hier, die Ursachen des Dopaminhaushalts zu beheben.

Eine besondere Bedeutung in der RLS-Therapie kommt der Anwendung von Eisenpräparaten zu. Eisen ist nicht nur für den Sauerstofftransport im Blut und für die Energiegewinnung der Zellen wichtig, es wird auch für die Herstellung von Dopamin benötigt.

Wenn Ihr Eisenspeicherwert (Ferritin), den Ihr Arzt leicht durch eine Blutuntersuchung bestimmen kann, unter 50 Mikrogramm liegt, werden entsprechende Vitalstoffe empfohlen:

  • Vitamin C verbessert die Aufnahme von Eisen in Blut (z. B. Vitamin C als Natriumascorbat oder Acerola Kirsche)
  • Vitamin D-Mangel beheben: Eine Studie zeigte, dass eine Supplementierung von Vitamin D die RLS-Symptome verringern konnte, sodass Forscher davon ausgingen, dass ein Vitamin D-Mangel mit der RLS-Entstehung in Zusammenhang steht. Durch eine Optimierung des Vitamin D-Gehalts, steigt der Dopaminspiegel im Gehirn. Dabei stellte man fest, dass Vitamin D die dopaminproduzierenden Nervenzellen vor Pestiziden schützt.
  • Vitamin B12 schützt die Nervenhülle und ist an der Bildung der Nervenbotenstoffe beteiligt. Wir empfehlen hier einen Versuch mit einem Vitamin-B-Komplex-Präparat und Folsäure.
  • Selen: Hier kann die Einnahme von 50-200 Mikrogramm täglich zu einer Linderung von RLS-Symptomen führen, da Selen dopaminanregend ist
  • Magnesium wirkt entspannend auf die Muskulatur und wird daher auch gegen nächtliche Wadenkrämpfe verabreicht. Bei unruhigen Beinen sollten Sie jeden Abend vor dem Schlafengehen ein Magnesiumcitrat oder Chelat mit 400 bis 500 mg täglich des Vitalstoffs einnehmen.
  • Homöopathisch aufbereitetes Zink hat sich seit vielen Jahren in der Behandlung von unruhigen Beinen bestens bewährt, denn es bremst den ständigen Bewegungsdrang der Beine.
  • Eisenmangel (Ferritinwert liegt unter 50 Mikrogramm) durch Infusionen beheben
  • Medikamente (z. B. Antidepressiva oder Antihistaminika) absetzen
  • Vermeidung von Alkohol, Nikotin und Koffein
  • Bestrahlung mit Infrarot-Licht
  • Behandlung von Schlafstörungen (Schlafapnoe), geregelter Schlaf-Wach-Rhytmus
  • Darmsanierung: Störungen der Darmflora beseitigen durch die Einnahme von Probiotika
  • Basenüberschüssige und nährstoffreiche Ernährung
  • Wirksames Stressmanagement: regelmäßige Bewegung, Meditation, Entspannungsübungen, Spazieren an der frischen Luft
  • TCM: Akupunkturbehandlung
  • Homöopathische Behandlung: Auch die Einnahme von Schüssler Salzen kann RLS-Symptome lindern (Nr. 7 Magnesium Phosphoricum D6, Nr. 14 Kalium bromatum D6, Nr. 21 Zincum chloratum)
  • Einreibungen und Beinmassagen mit ätherischen Lavendel- oder Kamillenöl
  • Fußbäder mit Apfelessig oder Eisauflagen vor dem Schlafengehen

ANMERKUNG:

In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass alle hier genannten Empfehlungen keine Diagnostik oder ärztliche Behandlung ersetzen und auch keine individuellen Gesundheitsaussagen oder Heilversprechen treffen.

Bildnachweis: Adobe © juniart

Restless Legs – Endlich wieder ruhige Beine: Mit Selbsttests zur sicheren Diagnose / Wieder erholsam schlafen, Autor: Prof. Dr. med. Jörn Peter Sieb ist Chefarzt der Neurologischen Klinik Stralsund und Mitglied des ärztlich-wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Restless Legs Vereinigung.

www.zentrum-der-gesundheit.de/artikel/nerven/restless-legs-syndrom

www.restless-legs.org/restless-legs/behandlung/nicht-medikamentoes

www.gesundheitswissen.de/neurologie/restless-legs-syndrom/so-hilft-die-naturheilkunde-beim-restless-legs-syndrom

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