Mehr als 2 Millionen Deutsche leiden an einer Histaminintoleranz, auch Histaminunverträg-lichkeit bezeichnet. Sie kommt vor allem bei Frauen im Alter zwischen 35 und 40 Jahren vor. Die Wenigsten wissen, dass diese natürlich heilbar ist. Da ist es nicht verwunderlich, dass der Botenstoff Histamin bei einem Großteil der Deutschen eine negative Konnotation hat!

Doch wussten Sie, dass Histamin unerlässlich für Ihre Heilung ist?

Histamin sorgt für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt und verbessert unsere Hirnleistung sowie Denkfähigkeit. Als Neurotransmitter, ein sogenannter Botenstoff des Nervensystems, steuert er unseren Appetit, regelt unseren Schlaf-Wach-Rhythmus, reguliert den Wasserhaushalt und sorgt dafür, dass wir uns Dinge besser merken können.

Gleichzeitig ist Histamin ein wichtiger Spieler in Heilungsprozessen!

Bei einer Entzündung im Körper lockt Histamin andere Immunzellen an den Ort des Geschehens, um den Brand zu löschen. Zudem sorgt es für eine Gefäßerweiterung, damit Nährstoffe besser transportiert werden können und so der Heilungsprozess unterstützt wird.

Aber warum verträgt unser Körper einen Stoff nicht mehr, den er eigentlich selbst produziert? Und warum sind Antihistaminika auf keinen Fall die Lösung?

Wir zeigen Ihnen, wie sich die Beschwerden äußern und welche Therapie in Frage kommt.

Was ist eine Histaminintoleranz?

Histamin wirkt in unserem Körper als Gewebshormon (hormonell aktive Substanz) und Neurotransmitter (Nervenzellenbotenstoffe). Bei Menschen und auch anderen Säugetieren spielt Histamin eine wesentliche Rolle bei allergischen Reaktionen und ist somit beteiligt an der Abwehr körperfremder Stoffe, also betrifft das auch unser Immunsystem. Es dient als einer der Botenstoffe bei Entzündungsreaktion, um zum Beispiel eine Anschwellung des Gewebes zu bewirken. Nicht nur die Haut ist bei einer Histaminintoleranz betroffen, sondern auch unser Darm. Histamin reguliert die Darmmobilität und die Magensäureproduktion. Im Gehirn steuert Histamin unseren Appetit und auch den Ablauf unserer Schlaf- und Wachphasen.

Die Unverträglichkeit ereignet sich im Darm, der das Histamin vollständig oder gar nicht abbauen kann. Das führt zu einer erhöhten Verfügbarkeit im Körper. Schuld daran ist das im Dünndarm gebildete histaminabbauende Enzym Diaminoxidase (DAO), welches Histamin aus unserer Nahrung verstoffwechselt. Liegt ein Mangel vor, kommt es zur Histaminintoleranz.

Ursachen und Symptome: Was bewirkt Histamin im Körper?

Histamin aktiviert Entzündungen. Zu viel Histamin kann zu ähnlichen Beschwerden wie eine Allergie oder Grippe führen. Weitere Symptome sind:

  • Reizdarmtypischen Beschwerden
  • Bauchschmerzen
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Nasenlaufen
  • Niedriger Blutdruck
  • Herzbeschwerden
  • Hautreaktionen

Vorsicht beim Lebensmitteleinkauf!

Verursacht werden die Symptome durch sogenannte Liberatoren. Das sind Stoffe, die die Freisetzung von Histamin und noch andere körpereigenen Botenstoffe auslösen, sowie durch histaminreiche Nahrung.

Nachfolgende Lebensmittel zählen zu den Histaminliberatoren, die vorsichtig probiert werden sollten, um die persönliche Verträglichkeit auszutesten:

  • Erdbeeren
  • Zitrusfrüchte
  • Tomaten
  • Ananas
  • Kiwi
  • Champignons
  • Eiweißreiche Nahrung
  • Eier
  • Meeresfrüchte
  • Fisch
  • Einige Käsesorten z. B. Parmesan, Emmentaler, Blauschimmelkäse oder Rotschmierkäse
  • Fermentierte Lebensmittel wie z.B. Sauerkraut
  • Wein
  • Zusatzstoffe in Lebensmitteln wie: Glutamat, Benzoate, Farbstoffe, Sulfite, Nitrite
  • Medikamente wie Psychopharmaka und Antibiotika mit immunsuppressiver und entzündungshemmender Wirkung

Etwa ein Prozent der Bevölkerung ist von einer Histaminintoleranz betroffen. Die Ursache von Histaminintoleranz ist noch nicht abschließend geklärt. Im Normalfall baut der Körper überschüssiges Histamin mithilfe der Enzyme Histamin-N-Methytransferase (HNMT) und Diamonioxidase (DAO) ab. Wissenschaftler vermuten, dass bei Menschen mit Histaminintoleranz die DAO-Aktivität nicht ausreicht. Das führt dazu, dass das über die Nahrung aufgenommene Histamin nicht ausreichend abgebaut wird. Es kommt zu einem Histaminüberschuss. Histamin ist letzten Endes der Auslöser der Beschwerden.

Es wird vermutet, dass eine geringe DAO-Aktivität genetisch bedingt sein kann. Durch Genveränderungen ist die Enzym-Aktivität verringert. Möglich ist auch, dass der Körper aufgrund einer anderen Autoimmunerkrankung wie z. B. Morbus Crohn nicht ausreichend DAO produziert. Krankheiten, die häufig zusammen mit Histaminintoleranz auftreten, sind neben chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auch Lebensmittelallergien und Unverträglichkeiten (Zöliakie), Asthma, Polypen im Enddarm oder Krebs der Darmschleimhaut (Karzinome).

Weiterhin besteht der Verdacht, dass bestimmte Faktoren wie Alkohol, Medikamente oder biogene Amine die Wirkung des Enzyms beeinträchtigen. Zu den biogenen Aminen gehören Tyramin, Putrescin, Phenylethylamin, Cadaverin, Serotonin, Spermin etc. Auch sie können das Ergebnis mikrobieller Aktivität sein und kommen daher meist gemeinsam mit Histaminen in ein und denselben Lebensmitteln vor. Biogene Amine entstehen vor allem in fermentierten Nahrungsmitteln wie Sauerkraut und Käse durch Mikroorganismen. Problematisch ist auch, wenn Lebensmittel wie Fisch, Fleisch und Wurstwaren mit Mikroorganismen verunreinigt sind. Dadurch kommen viele biogene Amine in den Darm und bremsen den natürlichen Histaminabbau. Rotwein wirkt gleich doppelt negativ: Er enthält Alkohol und zusätzlich Histamin.

Nachstehend haben wir Ihnen einige Lebensmittel aufgelistet mit einem oder mehreren der anderen biogenen Amine, die den Histaminabbau hemmen bzw. die DAO blockieren:

  • Bananen
  • Schokolade
  • Zitrusfrüchte
  • Pilze
  • Sojabohnen (z. B. Sojamilch, Sojajoghurt, Tofu)
  • Nüsse (z. B. Cashewnüsse, Walnüsse / auch Walnussöl)
  • Weizenkeime
  • Papaya
  • Ananas
  • Koffeinhaltige Getränke (Kaffee, Schwarztee, Matetee; Espresso gilt verträglicher als Filterkaffee; Grüntee wird zumeist gut vertragen)

Weitere DAO-hemmende Medikamente sind zum Beispiel

  • Bluthochdruckmedikamente (wie Verapamil® und Alprenolol®),
  • Antibiotika (wie Cefuroxim® und Isoniazid®) oder
  • Antidepressiva (Amitriptylin).

Ganzheitliche Behandlungsmöglichkeiten bei Histaminintoleranz

1. Histaminarme Ernährung

Frische Lebensmittel sind histaminarm. Histamin vermehrt sich bei gelagerten und geräucherten Produkten

  • Meiden Sie Fertiggerichte, Konserven und Fast Food
  • Tiefkühlkost am besten direkt bei geringer Hitze auftauen
  • Verzichten Sie weitestgehend auf Alkohol (gesunder Lebensstil)
  • Achten Sie auf Ihre Darmgesundheit (gesunde Darmflora = Regeneration der DAO produzierenden Zellen)

Ein wichtiger Schritt zur Vorbeugung ist eine histaminarme Diät. Oft erleben Betroffene eine schubweise Symptomatik, was sehr verunsichernd sein kann. Hier muss jeder für sich selbst testen und herausfinden, wo die Verträglichkeitsgrenzen sind und seine Körperreaktionen beobachten und am besten in einem Ernährungstagebuch dokumentieren (Verbesserung/Verschlechterung). Suchen Sie im Internet nach Lebensmittellisten, die Verträglichkeiten aufführen.

Diagnose:

Für die Diagnose einer Histaminintoleranz ist eine ausführliche Anamnese sehr wichtig. Möchten Sie eine ärztliche Bestätigung, geht das am besten mittels einer Vollblutanalyse (DAO-Spiegel) und gegebenenfalls in Kombination mit einer Urin- und Stuhlprobe (Histaminspiegel).

Klassische Therapie:

Schulmedizinisch wird vorwiegend mit Medikamenten wie Antihistaminika, beispielsweise Cetirizin (Cetirizin HEXAL®) oder Loratadin (Loratadin ratiopharm®)) oder Mastzellstabilisatoren (zum Beispiel Cromoglicinsäure wie Allergoval® oder Colimune®) ergänzend behandelt. Sie blockieren die Histaminrezeptoren im Körper und verringern auf diese Weise die Histaminwirkung.

Zudem besteht die Möglichkeit, das DAO-Enzym in Form von Kapseln einzunehmen, um die Verträglichkeit problematischer Nahrungsmittel zu verbessern. So muss die Diät weniger streng befolgt werden.

2. Aufbau der Darmflora (Darmsanierung)

Wenn andere Ursachen für die Histaminintoleranz ausgeschlossen werden können (z. B. bestimmte Medikamente), dann raten wir zu einer umfassenden Darmsanierung. Das Ziel einer Darmsanierung ist u. a. sowohl der Aufbau einer gesunden Darmflora (zum Schutz der Darmschleimhaut) als auch die Regeneration der DAO produzierenden Zellen.

3. Möglichkeiten der Mikronährstoffmedizin: Was hilft bei Histaminintoleranz?

Im Rahmen der Mikronährstoffmedizin kommen Vitamine, Mineralstoffe und Pflanzenstoffe zum Einsatz, die den Histaminspiegel senken: Einige Vitamine helfen bei Histaminintoleranz, indem sie das DAO-Enzym aktivieren, sodass es Histamin besser abbauen kann. Ein Mangel an diesen Vitaminen sollte bei Histaminintoleranz unbedingt ausgeglichen werden.

Auch andere Mikronährstoffe erhöhen die Aktivität der histaminabbauenden Enzyme oder verringern die Histaminausschüttung und lindern die Folgen. So können zusammen mit einer histaminarmen Ernährung die Symptome besser kontrolliert werden.

Folgende Nahrungsergänzungsmittel werden aus Expertensicht empfohlen:

  • Vitamin C und B6 senken den Histaminspiegel
  • Quercetin und Schwarzkümmelöl verringern Allergiesymptome
  • Calcium beseitigt Hautrötungen
  • DAO kann nur ordnungsgemäß arbeiten, wenn ausreichend Magnesium, Zink und Kupfer vorhanden sind (Vorsicht bei Zink: Dies sollte immer vorsichtig als Monopräparat substituiert werden, da zu viel Zink die Kupferaufnahme hemmen kann; daher einen Zinküberschuss vermeiden.)
  • OPC (Oligomere Polyanthocyanidine) wirkt im gesamten Organismus entzündungshemmend und präventiv bei oxidativem Stress. Studien zufolge kann OPC die körpereigene Histaminsynthese hemmen, die Wirkung von Histamin-Liberatoren kompensieren und auf diese Weise Symptome vermindern.
  • Zusätzlich können auch Mittel wie Daosin in Form von Kapseln eingenommen werden. Diese bauen zusätzlich Histamin ab. Dao-Kapseln sollten Sie allerdings mindestens 10 Minuten vor einer Mahlzeit einnehmen, damit eine entsprechende Wirkung erzielt werden kann.

Anmerkungen:

In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass alle unsere genannten Empfehlungen keine Diagnostik oder ärztliche Behandlung ersetzen und auch keine individuellen Gesundheitsaussagen oder Heilversprechen treffen.

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https://de.wikipedia.org/wiki/Histamin

https://www.filderklinik.de/fileadmin/default/mediapool/02_medizin/privatambulanz/downloads-schwerpunkte/Histaminintoleranz.pdf

https://flexikon.doccheck.com/de/index.php?title=Special%3ASearch&search=HIstaminintoleranz

https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krankheiten/allergien-intoleranzen/intoleranzen/histaminintoleranz

Jarisch, R., Histaminintoleranz Histamin und Seekrankheit, 2. Auflage, Thieme-Verlag

Bergmann, K.C. (2012): Bedeutung von Calcium. Pharmazeutische Zeitschrift 2012; 9. Im Internet: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=41064, abgerufen am: 05.10.2018.

Dr. Carolyn Dean: Magnesium – Das Wundermittel als Schlüssel für Ihre Gesundheit, 1. Auflage Juli 2016, Kopp-Verlag

Die Wirkung einer speziellen Ernährung auf Entzündungsmarker im Blut, die Krankheitsaktivität, die HRV, die Lebensqualität und die Beweglichkeit von Rheumatikern. Halle. Horn, F. (2015).

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