Morbus Crohn, Hashimoto-Thyreoiditis, Colitis Ulcerosa, Multiple Sklerose, Psoriasis, autoimmune Gastritis usw. Über 5 Millionen Deutsche sind von Autoimmunerkrankungen betroffen. Leider sind die Krankheitsbilder nicht heilbar. Dennoch können heute mit vielen Möglichkeiten Symptome und Begleiterscheinungen abgeschwächt werden. Obwohl die genetische Veranlagung etwa ein Drittel des Risikos ausmacht, eine Autoimmunerkrankung zu entwickeln, stammen die anderen zwei Drittel aus Ihrer Umwelt, Ihrer Ernährung und Ihrem Lebensstil. Tatsächlich erkennen Experten zunehmend, dass bestimmte Ernährungsfaktoren entscheidend zur Entstehung von Autoimmunkrankheiten beitragen. Sie ordnen diese Autoimmunerkrankungen in die gleiche Klasse von ernährungs- und lebensstilbedingten Krankheiten ein wie Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Fettleibigkeit. Das bedeutet, dass Autoimmunkrankheiten direkt mit unserer Nahrungsauswahl und unserer Lebensweise zusammenhängen. Es bedeutet auch, dass wir Autoimmunerkrankungen in den Griff bekommen und rückgängig machen können, indem wir einfach unsere Ernährung ändern und bewusstere Entscheidungen in Bezug auf Schlaf, Aktivität und Stress treffen… und das sind verdammt gute Nachrichten!

Die Grundursache aller Autoimmunerkrankungen ist dieselbe: Unser Immunsystem, das uns eigentlich vor eindringenden Mikroorganismen schützen soll, wendet sich gegen uns und greift stattdessen unsere Proteine, Zellen und Gewebe an. Welche Proteine, Zellen und Gewebe angegriffen werden, bestimmt die Autoimmunerkrankung und ihre Symptome. Bei der Hashimoto-Thyreoiditis wird die Schilddrüse angegriffen. Bei der rheumatoiden Arthritis wird das Gewebe der Gelenke angegriffen. Bei Psoriasis werden Proteine in den Zellschichten, aus denen Ihre Haut besteht, angegriffen.

Dieses Zusammentreffen von Ereignissen, das in einer Autoimmunerkrankung gipfelt, ist das Ergebnis der Wechselwirkungen zwischen Ihren Genen und Ihrer Umwelt – ein perfekter Sturm von Faktoren, die dazu führen, dass das Immunsystem nicht mehr in der Lage ist, zwischen sich selbst (Ihnen) und dem Eindringling (nicht Ihnen) zu unterscheiden.

Das Paleo Autoimmunprotokoll, typischerweise abgekürzt AIP, ist eine kraftvolle Strategie, die Ernährung und Lebensstil nutzt, um das Immunsystem zu regulieren, diesen Angriffen ein Ende zu setzen und dem Körper die Möglichkeit zur Heilung zu geben.

Was versteht man unter AIP

Das Autoimmunprotokoll, abgekürzt AIP, ist ein komplementärer Ansatz zur Behandlung chronischer Krankheiten, der sich darauf konzentriert, den Körper mit den für die Immunregulierung, Darmgesundheit, Hormonregulierung und Gewebeheilung erforderlichen Ernährungsressourcen zu versorgen und gleichzeitig Entzündungsreize aus der Ernährung und dem Lebensstil zu entfernen. Die AIP-Diät bietet eine ausgewogene und vollständige Ernährung und vermeidet gleichzeitig verarbeitete und raffinierte Lebensmittel sowie leere Kalorien. Der AIP-Lebensstil fördert ausreichenden Schlaf, Stressmanagement und Aktivität, da diese wichtige Immunmodulatoren sind.

Das AIP legt einen größeren Schwerpunkt auf die nährstoffreichsten Lebensmittel in unserem Nahrungsangebot, einschließlich Organfleisch, Meeresfrüchte und Gemüse. Es eliminiert Lebensmittel, die von anderen gesunden Diäten befürwortet werden und Verbindungen enthalten, die das Immunsystem stimulieren oder das Darmmilieu schädigen können, einschließlich Nachtschattengewächse (wie Tomaten und Paprika), Eier, Nüsse, Samen und Alkohol.

Das Ziel des Autoimmunprotokolls ist es, den Körper mit Nährstoffen zu überschwemmen und gleichzeitig alle Lebensmittel zu meiden, die zur Krankheit beitragen könnten (oder zumindest unsere Heilungsbemühungen behindern).

Das AIP ist eine Eliminationsdiät-Strategie, bei der die Lebensmittel weggelassen werden, die am ehesten unsere Gesundheit behindern. Nach einer gewissen Zeit können viele der ausgeschlossenen Lebensmittel wieder eingeführt werden, vor allem solche, die ernährungsphysiologisch wertvoll sind, aber auch einige (aber nicht zu viele) potenziell schädliche Verbindungen enthalten. Das AIP ist keine lebenslange Strafe, sondern eher ein Werkzeugkasten voller Strategien, um zu verstehen, wie Ihr Körper auf Lebensmittel, Lebensstil und Ihre Umwelt reagiert, und Methoden zur Heilung angesichts Ihrer individuellen gesundheitlichen Herausforderungen.

Das AIP ist auch ein ganzheitlicher Ansatz für die Gesundheit, der nicht nur einen Ernährungsrahmen, sondern auch einen Fokus auf Lebensstilfaktoren beinhaltet, von denen bekannt ist, dass sie wichtige Modulatoren der Immunfunktion, der Darmgesundheit und der Hormongesundheit sind. Dies beinhaltet einen starken Fokus auf ausreichenden Schlaf, Stressbewältigung und einen aktiven Lebensstil, wobei ein Übertraining vermieden werden sollte. Diese drei Lebensstilfaktoren sind für die Darmgesundheit von entscheidender Bedeutung, da sie das Darmmikrobiom direkt beeinflussen (ausreichend Schlaf, Stressbewältigung und ein aktiver Lebensstil sind allesamt wichtig für eine gesunde und vielfältige Darmmikrobengemeinschaft und unterstützen das Wachstum wichtiger probiotischer Stämme). Chronischer Stress und Übertraining erhöhen ebenfalls die Durchlässigkeit des Darms (Leaky Gut). Schlaf, Stress und Aktivität sind allesamt wesentliche Hormonmodulatoren; die Insulinsensitivität wird zum Beispiel stärker von diesen Lebensstilfaktoren beeinflusst als von der Ernährung. Und, am wichtigsten, die Immunfunktion ist direkt mit dem Lebensstil verbunden. Entzündungen werden ausgelöst, wenn man zu wenig isst, sich gestresst fühlt, sesshaft ist und übertrainiert. Außerdem sind die regulatorischen Aspekte des Immunsystems am aktivsten, während wir schlafen, und die Schlafqualität ist mit Stress verbunden. Darüber hinaus gibt es neue Hinweise darauf, dass ein starkes Gefühl von Verbundenheit und Gemeinschaft sowie der Aufenthalt in der Natur ebenfalls zu einem gesünderen Immunsystem beitragen.

Wie funktioniert das Autoimmunprotokoll?

Das Paleo Autoimmunprotokoll wirkt, indem es vier Schlüsselbereiche anspricht, von denen bekannt ist, dass sie einen wichtigen Beitrag zu chronischen und Autoimmunerkrankungen leisten. Diese Ernährungs- und Lebensstil-Empfehlungen basieren auf Erkenntnissen aus mehr als 1.200 wissenschaftlichen Studien und zielen speziell darauf ab:

In den sogenannten vier Phasen werden Nahrungsmittel erst reduziert und dann gezielt hinzugefügt, um mithilfe der Körperreaktion individuell herauszufinden, ob und welche Lebensmittel eine Entzündungsreaktion auslösen. Immer mit dem Ziel, das Immunsystem zu entlasten und um schließlich den besten Ernährungsplan für sich persönlich zu finden. Das AIP basiert auf den Grundlagen der Paleo Diät.

Paleo ist als ganzheitlicher Ansatz zu sehen. Paleo-Ernährung und regelmäßige Bewegung können dazu führen sich besser und fitter zu fühlen.

Was heißt Paleo-Diät? (Kurz erläutert): 

Die Paleo-Ernährungsweise orientiert sich an den in der Steinzeit (Paläolithikum) vermutlich verfügbaren Nahrungsmitteln wie: Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, Gemüse, Obst und Nüsse. Verzichtet wird auf: Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Zucker, Süßigkeiten, Milch und Milchprodukte. Paleo-Nahrungsmittel haben eins gemeinsam: Sie sind in der Natur gewachsen und entstanden, ohne menschliches Zutun.

Jedes pflanzliche Lebensmittel enthält Stoffe, die sowohl gut als auch schlecht für uns sein können. Einige Lebensmittel enthalten jedoch bestimmte Stoffe in besonders hohen Konzentrationen, die die Darmschleimhaut schädigen und einen Einfluss auf das Immunsystem haben können.

Da bestimmte Nahrungsmittel dazu beitragen können, Entzündungen und Immunreaktionen im Körper zu fördern und somit die Symptome von Autoimmunerkrankungen verschlimmern, werden eben diese aus der Ernährung gestrichen.

AIP kurz erklärt:

  • Basis: Paleo-Ernährung.
  • Eliminationsphase: Nahrungsmittel, die eventuell Gesundheitsprobleme verursachen, werden gemieden. Dauer: 1-3 Monate.
  • Einführungsphase: Gemiedene Nahrungsmittel werden nach und nach wieder gegessen und auf Verträglichkeit getestet.
    Dauer: Unterschiedlich, meist mehrere Monate.

Nun zurück zum Autoimmunprotokoll!

Das Autoimmunprotokoll teilt sich also üblicherweise in vier Etappen, die wie folgt ablaufen sollten:

1.Eliminationsphase:

Das Immunsystem benötigt eine Reihe von Vitaminen, Mineralien, Antioxidantien, essentiellen Fettsäuren und Aminosäuren, um normal zu funktionieren. Mikronährstoffmängel und -ungleichgewichte sind Schlüsselfaktoren bei der Entwicklung und dem Fortschreiten von Autoimmunkrankheiten. Die Konzentration auf den Verzehr möglichst nährstoffreicher Lebensmittel ermöglicht einen synergistischen Überschuss an Mikronährstoffen, um sowohl Mängel als auch Ungleichgewichte zu korrigieren und so die Regulierung des Immunsystems, der Hormonsysteme, der Entgiftungssysteme und der Neurotransmitterproduktion zu unterstützen. Eine nährstoffreiche Ernährung liefert außerdem die Bausteine, die der Körper benötigt, um beschädigtes Gewebe zu heilen.

Darmgesundheit. Darmdysbiose und ein undichter Darm (Leaky Gut) sind die Hauptfaktoren für die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen. Die im Autoimmunprotokoll empfohlenen Lebensmittel unterstützen das Wachstum einer gesunden Menge und einer gesunden Vielfalt von Darmmikroorganismen. Lebensmittel, die die Darmschleimhaut reizen oder schädigen, werden gemieden, während Lebensmittel, die zur Wiederherstellung der Darmbarrierefunktion beitragen und die Heilung fördern, befürwortet werden. Lebensstilfaktoren, die die Gesundheit der Darmbarriere und die Zusammensetzung des Darmmikrobioms stark beeinflussen, werden im Autoimmunprotokoll ebenfalls berücksichtigt. Aufgrund des Zusammenhangs zwischen Darmgesundheit und Immunfunktion ist die Wiederherstellung einer gesunden Darmbarriere und eines gesunden Mikrobioms eine notwendige Vorstufe zur Heilung.

In einer Zeitspanne von 30 Tagen werden alle Nahrungsmittel vom Speiseplan gestrichen, die eine Immunreaktion verursachen können, also Allergene, die den Darm reizen oder die Darmbarriere in ihrer Durchlässigkeit (Leaky-Gut Syndrom!) negativ beeinflussen. Einige Nahrungsquellen sorgen leider dafür, daß unser Immunsystem auf Hochtouren läuft.

Das schauen wir uns hier mal näher an:

  • Pseudogetreide (z.B.: Amaranth, Quinoa und Buchweizen)
  • Getreide (Gluten!)
  • Nahrungsmittel mit potenzieller Kreuzreaktion auf Gluten
  • Alkohol
  • Kaffee
  • Kakao
  • raffinierter Zucker (Haushaltszucker)
  • Süßstoffe
  • Lebensmittelzusatzstoffe
  • Hülsenfrüchte (Lektine!)
  • Milch und Milchprodukte (Milchprotein!)
  • Eier
  • raffinierte Öle (z.B. Rapsöl, Sonnenblumenöl)
  • Banane
  • Wassermelone
  • Mango
  • Einige Samen
  • Erdnüsse
  • Nachtschattengewächse und die davon abgeleiteten Gewürze:

Was sind Nachtschattengewächse?

  • Kartoffeln (nicht Süßkartoffeln, diese sind möglich!)
  • Tomaten, Baumtomaten
  • Paprika
  • Pfeffer (außer schwarzer Pfeffer)
  • Auberginen
  • Chilis

Was ist gut verträglich:

  • Fleisch und Innereien
    Lamm, Wild, Rind, wenig Huhn und Schwein
  • Speck
  • Schmalz
  • Fisch
  • Meeresfrüchte
  • Kraftbrühe (aus Markknochen oder Hühnerbrühe)
  • Rohes, selbstfermentiertes Sauerkraut
  • Süßkartoffeln
  • Kochbananen
  • Trockenfrüchte (ohne Zuckerzusätze!)
  • Beeren
  • Nüsse: Macadamia, Mandeln, Cashews, Paranüsse Walnüsse und Haselnüsse
  • Frisches Gemüse
  • Möhren
  • Brokkoli
  • Kürbis
  • Blattkräuter (z. B. Petersilie, Thymian, Oregano, Majoran)
  • Knoblauch
  • Zwiebeln
  • Ingwer
  • Chufa (Erdmandelflocken)
  • Kokosöl
  • Olivenöl
  • Avocadoöl
  • Kokosnussprodukte
  • Ursalz oder Himalaya-Salz (rosafarben), Meersalz

2.Wiedereinführungsphase

Hier werden Lebensmittel Schritt für Schritt wieder zur Ernährung hinzugefügt, wenn sich die individuelle Symptomatik der jeweiligen Autoimmunerkrankung gebessert hat. In dieser Zeit findet man heraus, welche Nahrungsmittel man gut verträgt oder weniger gut.

3.Langfristige Erhaltungsphase

Diese Phase ist letztlich der passende Ernährungsplan für die Zukunft. Mithilfe des AIP weiß man nun, was einem gut tut oder was man vom Speiseplan streichen sollte. Hier folgt man grundsätzlich wieder den Prinzipien der Paleo-Ernährung, aber immer angepasst an die eigenen Bedürfnisse.

4.Gesunder Lebensstil

Neben der Ernährung spielt beim Autoimmunprotokoll auch ein „gesunder“ Lebenswandel eine wichtige Rolle:

  • Genügend Schlaf
  • Stressmanagement
  • Pflegen sozialer Kontakte
  • Zeit in der Natur verbringen (Sonnenlicht fördert die Vitamin D-Bildung)
  • Bewegung in jeglicher Form
  • Entspannungsmethoden

Alles streng nach Protokoll. Das hört sich erstmal sehr „anstrengend“ und trocken an. Schaut man aber mal genauer hin und setzt sich damit auseinander, finden sich schon einige interessante Alternativen zu den „verbotenen“ Nahrungsmitteln.

Gemüse, Fleisch, Fisch, Kräuter, Obst in Maßen – daran können Sie sich so richtig satt essen. Dann haben sie hochwertige Proteine und Fette, sowie gesunde Kohlenhydrate auf Ihrem Speiseplan. Achten Sie auf eine abwechslungsreiche Kost. Damit versorgen Sie Ihren Körper mit Mineralien, Vitaminen, Antioxidantien und Ballaststoffen. Waschen Sie Früchte, Beeren und Salate ordentlich ab, vor allem wenn Sie die Schale mit essen. Am besten ist auch hier, Bio-Qualität zu kaufen. Achten Sie bei Fleisch auf artgerechte Haltung, zum Beispiel Weide- bzw. Freilandqualität.

Hören Sie auf Ihren Körper, er teilt ihnen mit einfachen „Reaktionen“ mit, was Ihnen „guttut“ und was nicht. Sicherlich ist das ein dokumentarischer anstrengender Aufwand und verbunden mit Verzicht und Durchhaltevermögen. Allerdings wird man auf kurz oder lang mit den eintretenden Verbesserungen der Lebensqualität belohnt.

Neugierig? Gerne stelle ich Ihnen ein spezielles Ernährungs-Programm zusammen. Sprechen Sie mich gerne an.

Canva © olgamiltsova

www.autoimmunpaleo.wordpress.com/about/

www.dge.de/ernaehrungspraxis/diaeten-fasten/paleo/?L=0

www.bildderfrau.de/diaet-ernaehrung/diaet-ernaehrung/article231428271/Autoimmunprotokoll.html

www.paleo360.de/tag/autoimmunprotokoll-rezepte/

www.foodspring.de/magazine/paleo-ernaehrung

www.foodpunk.de/alles-ueber-aip/

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